Vorwort State of Storage:

Speicherwachstum – na und?

Wir kennen sie alle, die Prognosen über den wachsenden Speicherbedarf. Milliarden, Billionen, Trillionen von Informationen sollen auf die Unternehmens-IT einstürzen, und inzwischen zählt man in Peta-, Exa- und Yottabytes oder ähnlichen Ausdrücken, von denen man bis vor kurzem noch nie etwas gehört hatte. Manches mag übertrieben anmuten, was da in schicken Powerpoint-Präsentationen auf Roadshows oder sonstigen Kunden-veranstaltungen gar schauerlich an die Wand gemalt beziehungsweise per Projektor geworfen wird. Gerade die Hersteller von Hardware und Software im Speichersektor unterscheiden sich kaum in ihren Schreckensszenarien, hoffen sie doch auf expansives Kaufverhalten bei ihrer verehrten Klientel – der Schock, den man produziert oder produzieren möchte, soll sich möglichst schnell in Form von neuen Investitionen auszahlen. Doch die Kunden zögern. Und das nicht nur wegen immer neuer Ausgabenkürzungen und Controllern, die allerorten auf (noch) mehr Disziplin auf der Kosten-seite achten. Gespart werden muss überall – häufig ohne großes Nachdenken über die Konsequenzen. Die können aber – bei all der durchsichtigen Schwarzmalerei vieler Hersteller – bitter sein, denn ein zu klein dimensionierter Speicherschrank oder eine überforderte Festplatte zwingen schnell ein ganzes Firmennetz in die Knie. Analyst Josh Krischer von der Gartner Group, ausge-wiesener Server- und Storage-Spezialist, meint denn auch, dass die IT-Leiter sehr genau wüssten, dass es ohne weitere (Neu- oder Ersatz-) Investitionen nicht gehe. Die Kunden würden im Grunde an ihren IT-Infrastrukturen festhalten und genauso wie immer Geld dafür ausgeben (müssen) – das verlangt schon die Fortführung der bisherigen Geschäfte und ihrer computergestützten Organisation. Allerdings könnten die Hersteller – so Krischer – ihre Preisvorstellungen nicht mehr in dem Maße durchsetzen, wie das in den Boomjahren des Internet- und E-Business-Hypes möglich gewesen sei. Business as usual bei schrumpfenden Margen? Kauf-zurückhaltung der IT-Entscheider, also der CIOs, CFOs und CEOs, übersetzt sich so gesehen in Überzeugungs-arbeit der Anbieter all der schönen Server, Storage Devices und der unumgänglichen Software. Die Hersteller müssen sich also etwas einfallen lassen, und nicht nur auf den Sieg im Preiskampf vertrauen, wenn sie ihre Kunden langfristig halten und neue gewinnen wollen. Das gilt gerade auch für einen so delikaten Bereich wie Backup, SAN, Virtualisierung oder Disaster Recovery/Business Continuity, um nur einige der bekannten Begriffe aufzuzählen. Anstatt den Anwendern immer neue Ausdrücke an den Kopf zu werfen und das Blaue vom Himmel herunter zu versprechen, gilt es, etwas Licht ins Dunkel der Speicherangebote zu bringen. Nur wenn die Verantwortlichen in den Unternehmen wirklich Bescheid wissen, warum sie neue Technologien einsetzen sollten und was dabei tatsächlich an Verbesserung der internen Kostenstrukturen herausspringt, werden sie wieder über die Instandhaltungsinvestitionen hinaus ein paar Euro mehr locker machen. Simples Marketing mit den alten Methoden von gestern hilft nicht mehr weiter. Die vorliegende Broschüre versucht, von einer unabhängigen Perspektive aus einige aktuelle Tendenzen im Speicher-markt für Unternehmen zu beleuchten – als kleinen Beitrag zum Verständnis nicht immer ganz einfacher Technologie und insofern durchaus Kosten sparend.

Rainer Graefen und Hartmut Wiehr

München, im April 2003

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