[infrastrukturen]

Austria-Maut: Raubritter haben’s auch nicht leicht

[9-7-04 / p57] Das österreichische Mautsystem piepst zu leise. Dies meldeten übereinstimmend verschiedene Presseerzeugnisse in den letzten Wochen. Die in den LKWs installierten „Goboxen“ sollen durch einen Piepston bei der Durchfahrt unter einer der 400 Mautbrücken auf Österreichs Autobahnen signalisieren, dass das Mautsystem funktioniert. Wer ohne Piepser auf der Autobahn weiterfährt, muss bei der nächsten Kontrolle 230 Euro extra zahlen. So weit ist das System von allen Beteiligten akzeptiert. Gestritten wird jetzt aber über die hohe Fehlerquote, die laut eines umstrittenen Gutachtens bei 1,8 Prozent liegt und damit um das 18-fache höher als ursprünglich geplant. Beobachter in Deutschland gehen davon aus, dass das pro Tag bei etwa 1,8 Millionen Passagen von Mautbrücken ein Fehlerpotenzial von 32.000 Stück sei. Das kann nur üble Nachrede böswilliger Mautsystemkonkurrenten sein. Österreichs Verkehrsminister Hubert Gorbach jedenfalls bohrt umgekehrt in deutschen Wunden und verweist auf die hohe Erfassungsquote bei den Piepsern und infolgedessen reichlich fliessende Einnahmen. Der deutsche Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung, der den Fehler bei den südlichen Nachbarn anprangerte, stellt sich dagegen ganz uneigennützig vor ortsfremde und sprachunkundige Kraftfahrerkollegen, die schlicht überfordert seien. Diese seien wegen mangelnder Kenntnisse einfach nicht in der Lage, wie gefordert über Handy eine genaue Meldung von Standort und Zeitpunkt des ausgebliebenen Piepstons zu melden. Von niederländischer Seite wird beklagt, dass der Ton zu leise und mithin nicht zu hören sei. Selbst wenn sich die Fehlerquote reduzieren liesse, ist die Botschaft an das österreichische Mautsystem glasklar: Die generellen Schwächen der Austria-Maut sind letztlich nur durch ein vollautomatisches Inkasso à la Germany zu vermeiden. Bestellungen nehmen Daimler-Chrysler und Deutsche Telekom gerne entgegen.

[navigation]