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Hewlett-Packard: „The case for being beta female“
oder nur ein Auslaufmodell?

[24-8-04 / p57] Es ist kaum zwei Jahre her, daß HP-CEO Carly Fiorina gegen den Willen des Erben Walter Hewlett und immerhin 49 Prozent der Aktionäre den Merger mit der angeschlagenen PC-Company Compaq durchzog. Koste es, was es wolle – das war die Devise der eisernen Lady. Hauptsache, man/frau käme der sehnlichst beneideten Konkurrenz von Dell und IBM wieder ein Stückchen näher. Sogar Überholphantasien waren im Umlauf: Noch eine Nummer größer, das war das erklärte Ziel. Vor allem im Server- und Storagebereich sollte es die Zusammenführung der HP- und Compaq-Produktlinien bringen. Soweit die Idealvorstellungen. Die Praxis sieht ganz anders aus. Noch immer, oder schon wieder, verdient HP vor allem mit Druckern das meiste Geld. Business as usual. Mit den Servern und dem Storage klappt es überhaupt nicht – interne Grabenkämpfe, kontinuierlicher Aderlaß von Fachleuten und Managern in Richtung Konkurrenz (drei Buchstaben mögen genügen: EMC!), selbst die schnell durchgezogene Bereinigung der Überlappung bei den Produktlinien brachte es nicht. Auch nicht das erst im Dezember 2003 vorgestellte neue Verkaufsmodell für Enterprise-Kunden. Ein in der Regel gut informiertes Magazin wie „The Economist“ berichtet in seiner jüngsten Ausgabe vom 21. August 2004 von Plänen zur Aufteilung des gerade erst neu gebildeten Superkonzerns: http://www.economist.com/business/displayStory.cfm?story_id=3109368. Alles nur Phantasie böswilliger Journalisten aus dem United Kingdom? Sehr auffällig, wie Carly Fiorina auf entsprechende Fragen bei einigen ihrer wenigen Pressekonferenzen reagiert haben soll. Nur eine zornige ältere Dame „with aggressive yang instincts“? Wohl mehr. Immerhin war sie schon aktiv beteiligt bei der Ausgliederung von Lucent aus der einstigen Superfirma AT&T. Adel verpflichtet. Oder in den Worten der vornehmen englischen Kollegen: „Could it be that years of conflict in testosterone-filled rooms have left her afflicted with that psychology so common among bosses of the other gender: the compulsion to rule the roost?“

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