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Good Bye Systems

[20-10-04 / p57] Nun sind zwei Tage vorbei, zwei Tage der Systems, die einmal so etwas wie die Konkurrenz zur CeBIT hatte werden wollen. Nicht daß man uns mißversteht: Wir hätten wirklich nichts dagegen, daß die mörderische Hannoveraner Computermesse endlich in München stattfindet. Schließlich wohnen wir hier, können elegant und ohne Stau mit der nächsten U-Bahn nach Riem hinausfahren, zwischen den Hallen sind keine endlosen Strecken in Wind und Regen zurückzulegen (alles ist vernetzt bzw. überdacht), und wir wissen auch, welche Restaurants oder Clubs wir abends besuchen sollten, um uns herbe Enttäuschungen zu ersparen. Nicht zu vergessen: Im Pressezentrum der Münchner Systems gib es Snacks, Kaffee und Bier ganz umsonst – eine ideale Atmosphäre, um etwa 50 Prozent eines Messetages entspannt unter Kollegen („Was gibt es Neues?“) zu verbringen. Eigentlich lieben wir also die Systems. Nur leider, leider machen uns die Systemsmanager schon seit Jahren einen Strich durch die Rechnung: Die Hallen werden immer leerer, namhafte Aussteller ziehen es vor, entweder gar nicht oder nur mit einzelnen Spionen vor Ort zu sein, und die Besucher sind selbst mit den in Massen verschenkten Gratiseintrittskarten nur schwer hinter dem Ofen hervorzulocken. Deshalb erleben wir auch dieses Jahr wieder eine wahre Schlacht um korrekte Aussteller- und Besucherzahlen, um zu 60 oder 80 Prozent gefüllte Hallen, um den Anteil der „qualifizierten“ Business-Besucher, um die Höhe der eingesammelten „Leads“ (Kundenkontakte) und den Wert einer echten Regionalmesse gegenüber dem Ungeheuer von Hannover. Irgendwie langweilig, diese seit Jahren wiederholten Debatten. Tatsache ist jedenfalls, daß dieses Jahr überhaupt nur sechs von vierzehn Hallen belegt sind, und die teilweise recht luftig. Umgekehrt wirkt natürlich das Prinzip, das jeder Eventveranstalter aus dem Effeff beherrscht: Zeichnen sich geringere Besucherzahlen als geplant ab, stellt man einfach weniger Stühle in die Vortragsräume – und schon hat man den erwünschten Engeeffekt. Das haben inzwischen auch die Systems-Verantwortlichen gelernt, nachdem sie letztes Jahr noch lieber eine höhere Hallenanzahl angepeilt hatten. Die waren entsprechend leer, während es dieses Jahr richtig voll aussieht. Quod erat demonstrandum. So einfach ist das. Es hilft aber nicht weiter. Weshalb wir für dieses Jahr schon mal beschlossen haben, das Verhältnis zwischen Aussteller- und Kollegenkontakten noch etwas mehr zugunsten der Gemütlichkeit zu verlagern. Wo gibt es schon den ganzen Tag Freibier? Und wo trifft man so viele nette Leute?

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