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IBM-Storage: Zwei neue Produkte, eine Umwälzung

[22-10-04 / p57] Nachdem HDS mit einem neuen Highend-Produkt, dem TagmaStore Universal Storage, das auch als OEM-Produkt über Hewlett-Packard und Sun vertrieben wird, herausgekommen ist, will IBM im Highend-Storage nicht zurückstehen. Das neue Enterprise-System hält nach einem Blick auf das Datenblatt leicht den konkurrierenden Produkten von EMC und Hitachi stand, eröffnet aber angesichts der technisch neuartigen Lösung eine vollständig neue Sichtweise beim Einsatz von Server, Storage und Speichernetz. Es geht also um mehr als um eine übliche Produktankündigung.

Mit überraschend unspektakulären Produktnamen taufte die Storage Division von IBM die Nachfolger des Enterprise Storage Servers (ESS) – besser bekannt unter dem Namen Shark. Kein Thunder and Lightning und auch kein TagmaStore wie bei der Konkurrenz von HDS. Die neuen Familienmitglieder heißen einfach DS6000 und DS8000 und ordnen sich in der TotalStorage-Produktreihe ganz oben als Mittelklasse- und Enterprisesystem ein. Während DS6000 einen PowerPC beschäftigt, rechnet im DS8000 ein Power-5-Prozessor. Damit ist das Flaggschiff sechsmal schneller als sein Vorgänger und könnte bei Bedarf eine Kapazität von 68 Petabyte adressieren. Detaillierte Zahlen der beiden Speichersysteme wird project 57 im nächsten Heft 05/04 vorstellen. Ein wichtiges Merkmal: Beide Systeme benutzen dieselbe Firmware und sind damit in der Lage, mittels der Remote-Copy-Funktion PPRC Daten von dem teuren Speichersystem auf das preiswertere zu spiegeln. Disaster-Recovery-Lösungen mit der teuren Hardwarekopplung, die bislang zwei gleichartige Systeme benötigte, werden also wesentlich billiger.

Das Besondere am DS8000 – Kristie Bell, Vice President Storage bei IBM EMEA, sprach von einer Revolution im Speicherbereich, und Tom Hawk, General Manager Enterprise Storage, betonte ein ums andere Mal, daß man mit beiden Systemen die Anforderungen der Kunden nach einer einfacheren Implementierung von Geschäftsprozessen umgesetzt habe – , ist letztlich die logische Partitionierung (LPAR) des Power-5-Speichersystems. Aktuell läßt sich der Speicher in zwei logisch vollständig getrennte Bereiche teilen. Das kann man nutzen, um Produktions- und Testspeicherbereiche aufzubauen, die mit demselben oder auch unterschiedlichen Betriebssystemen arbeiten. Der Reiz der Maschine liegt darin, daß es – einige Erweiterungen unterstellt – möglich wäre, Datenbank, Anwendungsserver und Speichersystem auf der gleichen „Box“ laufen zu lassen. Damit hätte IBM dann den Mainframe in leicht veränderter Form für die Open-Systems-Welt neu erfunden. Und damit wäre ein altes Ärgernis vieler Unix-Anwender beseitigt, die die hohe Leistung von Unix- und Intel-Prozessoren wirkungslos im Dschungel der Hard- und Softwareschnittstellen verpuffen sehen. In Zukunft sollen die LPAR-Fähigkeiten in Zahl und Funktion erweitert werden. Es heißt sogar, daß in den Entwicklungslabors darüber nachgedacht wird, wie Anwendungen mittels einer „Sizing“-Funktion dynamisch Server- und Speicherressourcen belegen können.

project 57 wird versuchen, in einer der nächsten Ausgaben die technischen und wirtschaftlichen Unterschiede der Highend-Systeme von EMC, Hitachi und IBM herauszuarbeiten - unter Berücksichtigung des nicht unerheblichen Marktmomentums der drei Unternehmen. Die einst so starre Welt der Speicherschränke für große Unternehmen scheint in Bewegung zu geraten. EMC, zur Zeit mehr im mittleren und unteren Marktsegment unterwegs, wird nachziehen müssen. Sonst wird der einstige Marktführer im High-end noch mehr Kunden verlieren.

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