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SBS Österreich schiebt „m-parking“ an

[18-10-04 / p57] Im schicken neuen Méridien-Hotel an der Wiener Ringstraße stellte die österreichische Niederlassung von Siemens Business Service (SBS) letzte Woche Journalisten aus ganz Europa ihr Geschäftsmodell und einige Initiativen im Bereich mobiler IT-Lösungen vor. SBS hat in Österreich schon vor zwei Jahren IBM Global Services als umsatzstärksten Serviceprovider abgelöst, ein Erfolg, den Geschäftsführer Albert Felbauer vor allem auf die stark gewachsenen Aktivitäten in den ehemals kommunistischen Nachbarländern in Südosteuropa zurückführt. Hier, so Felbauer, habe man langjährige Geschäftsbeziehungen aufbauen können, die teilweise bis in die Zeit vor dem Fall des Eisernen Vorhanges zurückgingen. Im Gespräch mit project 57 schlug er sogar den Bogen noch weiter zurück: Man verstehe in Wien einfach besser die (Geschäfts-)Kulturen zum Beispiel in der Slowakei oder in Ungarn. Tatsache ist jedenfalls, daß SBS Österreich viele Projekte in den Gebieten der alten Kuk-Monarchie aufweisen kann – zum Beispiel war in Wien zu erfahren, daß man in der Slowakei ein elektronisches System zur Vergabe von Führerscheinen installiert hat, das E-Government in den alten Mitgliedsländern der Europäischen Union (EU) weit in den Schatten stelle. Die Anpassung an EU-Normen generiert vor allem im staatlichen Bereich Aufträge – von neuen Formen der Grenzkontrolle bis zur Einführung effizienter Steuerverwaltungen nach westlichem Muster.

Grenzüberschreitungen

Besonders am Herzen liegt SBS Austria ein letztes Jahr in der Stadt Wien eingeführtes System der Bezahlung von Parkscheinen mittels Handy. Die Stadt Wien dachte bei der Einführung weniger an einen gesteigerten Komfort für leidgeplagte Automobilisten – obwohl das natürlich vor den versammelten Journalisten in den schillerndsten Farben ausgemalt wurde –, sondern mehr an Verwaltungsvereinfachung und Erhöhung der Parkeinnahmen. Der Grund für „m-parking“ ist recht einfach: Wien kennt keine an Straßen und Plätzen aufgestellten Parkautomaten. Ihre Anschaffung wäre zu teuer gewesen, sagen die Verantwortlichen. Wer öffentliche Parkplätze benützen will, muß sich vorher Parkscheine in einer Trafik (Zeitungskiosk) besorgen und die dann in seinem Wagen gut sichtbar für die Organe der Parküberwachung postieren. Da die Trafiken nicht rund um die Uhr geöffnet sind und nicht jeder Autofahrer immer genügend passende Parkscheine dabei hat, treten handfeste Probleme auf: Die Frage „parken oder nicht parken“ wird auch dann mit Ja beantwortet, wenn der benötigte Zettel nicht parat ist, man aber unbedingt ins Kaufhaus oder ins Kino möchte – man parkt eben einfach „ohne“. Mit anderen Worten: Die 180 Hüter der öffentlichen Parkordnung sind mit ihrer Kontrollaufgabe leicht überfordert, und viele Parksünder bleiben unentdeckt.

Der Vorteil des „m-parking“ genannten Systems liegt in Wien auf der Hand: Das lästige Besorgen von Parkscheinen entfällt, wer einen freien Parkplatz ergattert, meldet sich via SMS für eine bestimmte Zeit an (sie kann auch verlängert werden), der entsprechende Betrag wird vom Konto abgebucht, sofern man im System angemeldet ist. Die Parkwächter sind mit Erfassungsgeräten der Firma Symbol ausgestattet und können durch Eingabe der Kfz-Nummer und Rückfrage beim zentralen Server der Verwaltung erfahren, ob Autos ohne Parkschein sich ein M-Ticket besorgt haben. Wenn nicht, setzt es einen Strafzettel.

Parkraumbewirtschaftung

Während die Verwaltung laut eigener Angaben Verwaltungskosten spart und vermutlich mehr Parkgebühren einzieht (beide Systeme laufen parallel), zahlt der Autofahrer, der sein Handy zum Parken benützt, mehr: Es fallen laufend SMS-Gebühren an, die nicht von der Parkgebühr abgezogen werden. Dieser Umstand dürfte dazu beitragen, daß nicht alle Beteiligten gleich glücklich mit dem „m-parking“ sind. Neben der Stadtverwaltung steht natürlich SBS voll dahinter – Vorbereitung und Implementierung des Systems bringen über zehn Jahre hinweg einen Betrag von 15 Millionen Euro ein. Die Bürger Wiens scheinen, wenn man einem Bericht der lokalen Zeitung „Die Presse“ mit der Überschrift „Nur mäßiges Interesse für Handy-Parken“ glauben darf, vom papierlosen Parken noch nicht so viel zu halten: Nur ein Teil hat sich registrieren lassen und benützt Mobiltelefon und SMS zum Parken. Umstritten sind besonders die SMS-Gebühren. Die werden, so heißt es, von den Handybetreibern kassiert. Gerüchteweise ist zu vernehmen, daß ein Teil dieser Einnahmen an die Stadt Wien oder sogar an SBS gehen könnte.

Um m-parking zum Durchbruch zu verhelfen, müßten wohl die Vorteile für die Autofahrer wirklich klar sein. Ein geringerer Tarif oder zumindest die Anrechnung der SMS-Gebühren wäre mehr als sinnvoll. Darüber hinaus wären Serviceinformationen per SMS nützlich, zum Beispiel darüber, wo freie Parkplätze sind oder wie die Verkehrssituation aussieht. Ideal wäre eine Kombination mit Navigationssystemen, die einen sicher zum freien Parkplatz leiten. Wenn schon mobil und elektronisch, dann richtig. Bis es soweit ist, handelt es sich bloß um eine alternative „Parkraumbewirtschaftung“. Die Vorteile liegen bei der Verwaltung und beim Betreiber, aber nicht unbedingt beim Bürger.

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