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Ökonomische Weichlinge

[17-9-04 / p57] Die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) schreibt in ihrer Rubrik „Wall-Street-Notizen“ am 16. September über den kalifornischen Gouverneur Arnold Schwarzenegger: „Schwarzenegger hat sich auf der amerikanischen Politbühne vom Statisten zum Hauptdarsteller entwickelt. Nun ist er auch an der Wall Street in Szene getreten. Sein Auftritt anläßlich des Parteitags der Republikaner hat im New Yorker Finanzzentrum scharfe Reaktionen ausgelöst. Grund für den Aufruhr ist seine Neudefinition von Ökonomen, die der gegenwärtigen Wirtschaft pessimistisch gegenüberstehen. Im Skript Schwarzeneggers heißen diese nämlich von nun an „Economic Girlie Men“ oder ganz einfach Weichlinge. Diese seien auf unwichtigen Details festgefahren, wo die US-Wirtschaft doch mit tiefer Inflation, hoher Produktivität und nicht zuletzt mit einer niedrigen Arbeitslosenquote bestens voranschreite.“ Wie die NZZ ferner kolportiert, appellierte der in die Politik gewechselte Muskelmann daran, einfach an die amerikanische Wirtschaftskraft per se zu glauben. Die kritisierten Profis von der Wall Street halten sich dagegen mehr an die Fakten: In den letzten zehn Quartalen war das Wachstum der US-Ökonomie geringer als in früheren Konjunkturzyklen, und auch die Arbeitslosenzahlen seien mehr Ausdruck einer negativen Entwicklung als Anlaß für positive Prognosen. Wall-Street-Leute verweisen vor allem auf die mangelhafte Wirtschaftspolitik der erzkonservativen Bush-Regierung und ihre hohe Staatsverschuldung. In den USA wird von dieser Seite der Ruf nach einer antizyklischen Wirtschaftspolitik à la Keynes immer lauter.

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